Aman Iman - Wasser ist Leben. Ach Assuder - Milch ist Nahrung. (Tuareg)
Was mich das Bindungsbad, auch Mutter-Kind-Heilbad nach Brigitte R. Meissner gelehrt
hat?
Dass Wasser eine Flut auslösen kann, dass wir im Strom mitgerissen werden,
dass dabei kaum ein Auge trocken bleibt und wir den tosenden Niagara stoppen können,
um in ruhigeren Gewässern Fahrt aufzunehmen.
Das Bindungsbad wurde von der Hebamme, Autorin und Cranio Sacral Therapeutin Brigitte Meissner entwickelt.
Es taucht das Kind in Wasser um noch einmal, oder vielleicht sogar das erste Mal,
Haut an Haut am Körper der Mutter Ruhe, Entspannung und Trost zu finden.
Nach Kaiserschnitt, zum Beispiel, erfahren Mutter und Kind das erste Mal,
wie es sich anfühlt, wenn das Kind aus dem Wasser auf die Brust der Mutter gelegt wird und so eine physiologische Geburt nachgeahmt wird.
Laut Meissner findet dieses heilende Bad seine Anwendung u.a. nach langen, traumatischen aber auch sehr kurzen Geburtsprozessen in denen Stress, Angst (und Medikamente) Mutter und Kind sehr zugesetzt haben.
Mit dieser Methode ist es möglich, mit der Zeit, alte Erfahrungen mit neuen, positiven zu überschreiben.
Deswegen ratet die Expertin, das Bindungsbad auch mit dem Partner oder der Hebamme
zuhause zu wiederholen, sofern schon in der Klinik damit begonnen wurde.
Unser Fühlen beginnt mit der Konzeption. Wenn sich unsere Eltern auf uns freuen, durchflutet uns eine Welle von Glücksgefühlen in der Bauchhöhle.
Es gibt aber auch Zeiten, in denen es (noch) nicht möglich ist, sich über das ungeborene Leben zu freuen.
Bei
Parnterschaftsproblemen
und nach Fehl- und/oder Totgeburten
finanziellen Sorgen
Überforderung und wenig Unterstützung
schwerer Hyperemesis (Erbrechen in der SS)
Vorangegangenem negativem Geburtserlebnis
fehlendem Kinderwunsch u.a.
Diese Spannung und die hormonelle Stresslage überträgt sich auf das Kind und es kann nach der Geburt darauf reagieren mit:
vermehrtem Schreien
Aufschreien im Schlaf
Schreien an der Brust
Überstreckungstendenzen
Problemen beim Stillen
generellen Unruhe
Schmerzen (Saugglockengeburt)
Verdauungsschwierigkeiten u.a.
Erfahrungsgemäß ändert sich das Gefühl bis zur Ende der Schwangerschaft und vor dem Geburtstermin freuen sich fast alle Mütter auf ihren Nachwuchs.
Trotzdem kann ich beobachten, wie viele Schuldgefühle Mütter dafür haben, das Kind nicht sofort bedingungslos angenommen zu haben. Sie verzeihen sich auch nach der Geuburt dieses sehr menschliche Verhalten nicht.
Weitere Ursachen für einen schwierigen Start können sein:
Naht -Schmerzen der Mutter nach Kaiserschnitt
Kopfschmerzen nach PDA (Periduralanästhesie)
Beim vorbereitenden Gespräch, ladet die Person, die das Bad durchführt, die Mütter ein, ihre Zeit vor und nach der Konzeption, die Zeit in der Schwangerschaft und das Geburtsgeschehen zu reflektieren.
Dieses Gespräch bringt Ruhe in den (Pflege-) Alltag und holt vieles ins Bewusstsein, was ohne diesem wohlwollendem, empathischem und ausgleichendem Intervenieren
nicht wahrgenommen oder angesprochen worden wäre.
Das Kind wird nun gebadet und der Mutter noch nass auf den nackten Oberkörper gelegt.
Nichts wird bewertet - Emotionen und Tränen können frei fließen.
Das Kind erzählt dabei, wie es ihm geht.
Das Weinen oder Schreien des Kindes wird bewusst gehört, angenommen und verständnisvoll kommentiert.
Jeder Druck weicht der Beobachtung und der liebevollen Unterstützung.
In diesem Augenblick muss nichts geschafft oder getan oder geleistet werden.
Im Fokus stehen das Bewusstwerden der eigenen Gefühle
und der Beziehung und Bindung zum Kind.
Wir Pflegepersonal, Hebammen, BetreuerInnen geben mit unserer Haltung das Signal,
dass wir mit allen Sinnen und unserer ganzen Aufmerksamkeit dem Prozess beiwohnen und
auch die Flut an Emotionen gut aushalten.
Altes verliert seinen Schrecken, stillere Wasser lösen die wilde Ozeane ab.
Schmerzhafte Geschichten werden durchbrochen, mit der Zeit aufgelöst und neu geschrieben.
Danke Brigitte
Meissner!
Eine Reflexion von Anezeder Martina ,IBCLC